8. Mai 2025

„Trans-Sein nach Urteil in UK: Rechte von Transfrauen in Deutschland in Gefahr?“

Ein Artikel des MDR von Nastassja von der Weiden

In unserer Medienkritik in Form eines offenen Briefes zum MDR-Artikel vom 5. Mai 2025 legen wir dar, wie durch einseitige Darstellung, fehlende Präzision und die Vernachlässigung von Frauenrechten versäumt wird, den Standards öffentlich-rechtlichen Journalismus gerecht zu werden. Unser Ziel ist eine faktenbasierte Debatte über Geschlecht, Rechte und gesellschaftliche Verantwortung anzuregen.

Lesen Sie unsere Analyse, prüfen Sie die Argumente und beteiligen Sie sich an der Diskussion – für eine differenzierte und respektvolle Auseinandersetzung! Sie haben die Möglichkeit auf dieser Seite zu kommentieren und/oder den Brief selbst an den MDR zu versenden und mit eigenen Aspekten zu ergänzen.

Bild: Von Transextremisten beschmierte Millicent Fawcett Statue in London, Andrew Matthews, PA/Alamy
Von Transextremisten bei den Protesten gegen die Supreme Court Entscheidung zum Equality Act beschmierte Statue der Frauenrechtlerin Millicent Fawcett in London1, Bild: Andrew Matthews, PA/Alamy

Sehr geehrte Frau Nastassja von der Weiden,

Ihr Artikel2 vom 5. Mai 2025 im Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) über das britische Gerichtsurteil und das deutsche Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) greift ein Thema von hoher gesellschaftlicher Relevanz auf. Leider weist Ihre Darstellung erhebliche Mängel auf, die den Anforderungen an verantwortungsvollen Journalismus im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht gerecht werden. Als Journalistin sind Sie verpflichtet, faktenbasiert, ausgewogen undpräzise zu berichten, die Perspektiven aller – insbesondere die der Frauen und Homosexuellen – fair einzubeziehen und globale Menschenrechtsfragen angemessen zu gewichten. Ihr Artikel verzerrt Fakten, ignoriert Sicherheitsrisiken, fördert einseitige Narrative und marginalisiert die Rechte von Frauen und Mädchen.

Im Folgenden beleuchten wir 10 Kritikpunkte, die Ihre Berichterstattung problematisch machen, und zeigen auf, wie Siedie Standards des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hätten einhalten können. Wir fordern Sie auf, diese Mängel zu reflektieren, um zukünftig eine differenzierte Debatte über Geschlecht und Menschenrechte zu ermöglichen.


1. Fehlende Präzision beim britischen Urteil

Sie schreiben, das Oberste Gericht Großbritanniens habe eine „Gleichstellung gekippt“. Diese Formulierung ist nicht nur irreführend, sondern grob falsch. Das Urteil (For Women Scotland v The Scottish Ministers, April 20253) klärt, dass Geschlecht (sex) im Equality Act 2010 Geschlecht bedeutet, wie es seit 2010 intendiert war. Das ist eine Bestätigung der bestehenden Gesetzeslage, keine Aufhebung einer Rechtslage. Das Wort „kippen“ suggeriert eine radikale Änderung, während das Gericht ausdrücklich bestätigte, dass Männer nie das Recht hatten, als „Frauen“ im Sinne des Equality Act 2010 zu gelten, auch wenn sie ein staatliches Dokument (Gender-Recognition-Certificate) erworben haben. Verantwortungsvoller Journalismus hätte diese Fakten dargestellt.

Warum haben Sie so ein Narrativ bedient, anstatt die Grundlage der Rechte von Frauen und Mädchen zu erklären, welche nur auf ihrem unveränderlichen menschlichen Merkmal, ihr weibliches Geschlecht, basieren können?


2. Einseitige Darstellung der FA-Entscheidung

Sie behaupten, Männer „dürfen nicht mehr im Amateur-Frauenfußball teilnehmen“ und Männer „dürfen deshalb zum Beispiel nicht mehr am Frauenfußball in England teilnehmen“ und implizieren einen ungerechten Ausschluss. Diese Darstellungen sind nicht nur einseitig, sondern auch falsch, da Sie verschweigen, dass Männer und Jungen selbstverständlich weiterhin am Amateur-Fußball teilnehmen können, in ihrer männlichen Geschlechtsklasse. Männer und Jungen hatten nie das Recht am Fußball der Frauen und Mädchen teilzunehmen, wie das Urteil bestätigt. Verantwortungsvoller Journalismus hätte darüber hinaus die Begründung für Fairness und Sicherheit im Frauensport erläutert.

Warum haben Sie diese Argumente ignoriert und stattdessen nur die Perspektive von Männern und Jungen eingenommen?


3. Polarisierende Narrative einer „Anti-Transbewegung“

Sie verbinden das britische Urteil mit einer „Anti-Transbewegung“. Dieses Framing ist frauenfeindlich, da das Urteil Frauenrechte schützt, indem es Frauen als Menschen anerkennt, die unabhängig von Männern existieren. Indem Sie solche gerechtfertigten Anliegen als „transfeindlich“ darstellen, ohne die Argumente für Frauenrechte zu würdigen, fördern Sie Narrative, die sogenannte „Transrechte“ über die Sicherheit und Autonomie von Frauen stellen würde. Verantwortungsvoller Journalismus hätte Perspektiven von Organisationen wie die von For Women Scotland4 einbezogen, um die Debatte auszugleichen.

Warum haben Sie diese Stimmen ausgeblendet?


4. Irreführende Implikation eines Rechtsverlusts

Sie suggerieren, Männer hätten durch das britische Urteil „Rechte“ verloren, z. B. den Zugang zum Frauensport, Damenumkleiden oder lesbischen Gruppen. Das ist falsch. Männer, einschließlich Männern, die behaupten, keine Männer zu sein, hatten nie einen Anspruch auf die Rechte von Frauen und Mädchen. Verantwortungsvoller Journalismus hätte klargestellt, dass der Zugang zu Frauenräumen kein etabliertes Recht war, sondern eine unberechtigte Forderung, die Frauen und Mädchen diskriminiert.

Warum haben Sie diesen Unterschied nicht erklärt?


5. Fehlinterpretation der Rechte-Dynamik

Sie zitieren Hümpfner, mit der Behauptung, Frauenrechte und sogenannte „Transrechte“ würden „gegeneinander ausgespielt“. Diese Darstellung ist falsch. Frauen verteidigen ihre Rechte – wie Schutzräume, Sport oder lesbische Communities –, weil diese auf ihrem Geschlecht basieren. Männer haben bereits alle grundlegenden Rechte; ihre Forderung nach Frauenrechten ist abzulehnen, wie das britische Urteil klärt. Verantwortungsvoller Journalismus hätte diese Grundlage anerkannt, anstatt Frauen als Konfliktpartei darzustellen.

Warum haben Sie die legitime Verteidigung von Frauenrechten ignoriert?


6. Sexistische und unspezifische Sprache

Sie lassen sexistische Begriffe wie „Cis-Frauen“ und Definitionen wie „Frauen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, das nach der Geburt eingetragen wurde“, völlig unkritisch stehen. Geschlecht ist ein unveränderliches menschliches Merkmal und kein subjektives Identitätskonzept. Das Geschlecht wird bereits mit der Zeugung festgelegt und in der Regel bereits während der Schwangerschaft festgestellt. Die Geburtseintragung dokumentiert lediglich diese Realität, und die Änderung von Dokumenten ändert daran nichts. Diese Formulierung reduziert Frauen auf eine „Identifikation“, negiert ihre körperlichen Erfahrungen und widerspricht feministischen Prinzipien, die Erwartungshaltung einer Gesellschaft zu hinterfragen, die an das weibliche Geschlecht geknüpft ist. Verantwortungsvoller Journalismus hätte die körperliche Realität von Frauen und Mädchen respektiert und die Verwendung von Begriffen in Frage gestellt, die Frauen auf ein Identitätskonzept degradiert.

Warum haben Sie diese "Trans"-Terminologie übernommen, die Frauenrechte marginalisiert?


7. Unverantwortliche Ignoranz realer Sicherheitsrisiken

Sie zitieren Hümpfner mit der Behauptung, „die Schreckensszenarien“ des SBGG seien nicht eingetreten und „Frauen seien nicht unsicherer“. Diese Aussage ist unzutreffend und unverantwortlich. Nur ein aktueller Fall, wie der „Wachmann-Killer“, hätte genügt, um diese Behauptung zu widerlegen, was Ihre Aufgabe gewesen wäre. Der Täter wurde für die Untersuchungshaft in der JVA Luckau-Duben für Frauen untergebracht, wo er laut Zeugenaussagen vor Gericht inhaftierte Frauen terrorisierte und Morddrohungen aussprach5. Auch wäre es das Mindeste gewesen,sexuelle Übergriffe auf inhaftierte Frauen durch männliche Sexualstraftäter zu erwähnen6. Verantwortungsvoller Journalismus hätte solche Fälle geprüft, um diese Behauptungen zu widerlegen.

Warum haben Sie Ihre Sorgfaltspflicht vernachlässigt und Sicherheitsbedenken für Frauen ausgeblendet?


8. Ungeprüfte Übernahme unbelegter Behauptungen

Sie zitieren Kellermann mit der Aussage, es gebe eine „kleine, aber laute und finanzstarke“ Gruppe, die „Transmenschen“ ablehne, ohne diese Behauptung zu hinterfragen oder Belege einzufordern. Dies ist journalistisch unverantwortlich, da es ein diffamierendes Narrativ verbreitet, das Kritikerinnen von Gesetzen wie dem SBGG pauschal diskreditiert. Tatsächlich zeigt die Realität ein anderes Bild: Die Bundesregierung hat zwischen 2019 und 2022 über 20 Millionen Euro für sogenannte „queere Projekte“ bereitgestellt7, während Frauenrechtsorganisationen wie For Women Scotland oder Initiativen wie „Was ist eine Frau?“ auf private Spenden und ehrenamtliches Engagement angewiesen sind. Diese Gruppen opfern Zeit und Ressourcen, um die Rechte von Frauen und Mädchen zu verteidigen – etwa gegen die schottische Regierung. Verantwortungsvoller Journalismus hätte Kellermanns Behauptung auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft und die finanzielle Ungleichheit zwischen staatlich geförderten Projekten und zivilgesellschaftlicher Frauenrechtsarbeit beleuchtet.

Warum haben Sie diese einseitige Darstellung unwidersprochen stehen lassen?


9. Fehlende Gewichtung globaler Menschenrechtskrisen

Besonders enttäuschend ist Ihre oberflächliche Behandlung Irans, wo Homosexuellen eingeredet wird, sie seien „im falschen Körper geboren“ und wo sie grausamen Operationen unterzogen werden, um der Todesstrafe zu entgehen. Diese Zwangsoperationen führen zu Flucht, Selbstmord und Armut – eine Menschenrechtskrise, die Sie als „vage“ abtun. Zudem ignorieren Sie, dass „Trans"-Narrative in Deutschland, wie die Idee, Männer könnten „Lesben“ oder Frauen „Schwule“ werden, von Feministinnen und LGB-Aktivisten als frauen- und homofeindlich kritisiert werden.Verantwortungsvoller Journalismus hätte die iranische Praxis verurteilt, einschlägige internationale Berichte8 einbezogen und die Spannung zwischen „Transrechten“ und Homosexuellen diskutiert.

Warum haben Sie diese Krise verharmlost und westliche Narrative überhöht?


10. Ausblendung von Betroffenenstimmen und fehlende Diskursförderung

Ihr Artikel versäumt es, die Stimmen von Frauen, Mädchen und Homosexuellen einzubeziehen, die direkt von den Auswirkungen des Selbstbestimmungsgesetzes (SBGG) und ähnlicher Regelungen betroffen sind. Beispielsweise hätten Perspektiven von Sportlerinnen, die um Fairness im Frauensport kämpfen, oder lesbischen Frauen, die sich gegen die Infiltration ihrer Communities durch Männer wehren, die Debatte bereichert. Stattdessen stützen Sie sich einseitig auf Aktivisten, ohne deren Behauptungen kritisch zu prüfen oder gegenzusteuern. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist verpflichtet, eine Plattform für pluralistische Diskussionen zu bieten und gesellschaftliche Spannungen differenziert darzustellen.

Warum haben Sie es versäumt, betroffene Gruppen einzubinden und stattdessen eine einseitige Perspektive zu verstärken, die die berechtigten Anliegen von Frauen und Homosexuellen marginalisiert?


Fazit und Aufruf

Frau von der Weiden, Ihr Artikel enttäuscht die Erwartungen an öffentlich-rechtlichen Journalismus. Sie verzerren Fakten, lassen Falschinformationen unkritisch stehen, ignorieren Sicherheitsrisiken, verharmlosen Menschenrechtskrisen wie die Zwangsoperationen im Iran und fördern Narrative, die Frauenrechte marginalisieren. Geschlecht ist eine körperliche Realität, und Frauenrechte basieren darauf, wie das britische Urteil bestätigt. Ihre einseitige Darstellung des SBGG und die Bagatellisierung berechtigter Kritik untergraben das Vertrauen in den MDR.

Die Leserinnen und Leser von „Was ist eine Frau?“ sind eingeladen, Ihren Artikel kritisch zu prüfen und sich an einem faktenbasierten Dialog zu beteiligen.

Mit freundlichen Grüßen,
Das Team der Dialogplattform für Frauenrechte „Was ist eine Frau?“


QUELLEN:

  1. https://www.telegraph.co.uk/news/2025/04/19/transgender-activists-deface-millicent-fawcett-statue/ ↩︎
  2. https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/transfrauen-selbstbestimmung-uk-usa-einordnung-102.html ↩︎
  3. https://supremecourt.uk/uploads/uksc_2024_0042_judgment_aea6c48cee.pdf ↩︎
  4. https://forwomen.scot/ ↩︎
  5. https://www.tagesspiegel.de/potsdam/landeshauptstadt/wachmann-prozess-in-potsdam-was-die-angeklagte-weiterhin-dringend-verdachtig-macht-13421647.html ↩︎
  6. https://www.welt.de/politik/deutschland/plus255085432/Sexuelle-Gewalt-Mehrere-Uebergriffe-von-Trans-Frauen-auf-weibliche-Haeftlinge-in-Gefaengnissen.html ↩︎
  7. https://www.nius.de/politik/news/bundesregierung-zahlte-ueber-20-millionen-euro-fuer-queer-projekte/f65a7463-8ba1-4caf-95fa-430e0080c2fe ↩︎
  8. https://www.bbc.com/news/magazine-29832690 ↩︎

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5 comments on “„Trans-Sein nach Urteil in UK: Rechte von Transfrauen in Deutschland in Gefahr?“”

  1. Kleine Tippfehler "undpräzise" => "und präzise", "Siedie" => "Sie die", "werden.Verantwortungsvoller" => "werden. Verantwortungsvoller"

  2. Viele Dank für diese ausgezeichnete Zusammenfassung. Ich habe den Text für die E-Mail übernommen, mit kurzem persönlichem Text ergänzt und abgeschickt.

    Es ist für mich unverständlich, wie einseitig - nicht nur in Deutschland - über dieses Thema berichtet wird und wie teilweise einzelne Argumente und Phrasen fast wortwörtlich von den Transaktivisten oder voneinander abgeschrieben werden.

    Wo kommen Frauen und auch Männer zu Wort, die diesen Irrsinn nicht unterstützen? Wo sind die anderen Perspektiven von Frauen im Sport, in den Gefängnissen, in Fitness-Centern, in Umkleiden, in Lesben-Organisationen, die sich gegen die gängige Praxis nicht wehren können?

  3. Großartige Analyse! Wir müssen immer und immer wieder auf diese ganzen Verzerrungen aufmerksam machen - auch wenn es echt anstrengend wird. Sonderbar, dass alle journalistischen Standards nichts mehr zu gelten scheinen, wenn es um “Transrechte” geht.

  4. Großartige Analyse! Wir müssen immer und immer wieder auf diese ganzen Verzerrungen aufmerksam machen - auch wenn es echt anstrengend wird. Sonderbar, dass alle journalistischen Standards nichts mehr zu gelten scheinen, wenn es um “Transrechte” geht.

  5. Vielen Dank für Ihre Stellungnahme. Es ist so zu treffend, wie Sie diesen Beitrag des MDR inhaltlich widerlegen. Ich bin erstaunt, wie eine Frau und Journalistin so einen einseitigen, gegen uns Frauen gerichteten Beitrag veröffentlicht.

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