15. April 2025

UK Supreme Court entscheidet über Geschlecht in der britischen Gesetzgebung

Warum berichten Ihre UK-Korrespondenten nicht, ARD, ZDF, FAZ, Spiegel, Süddeutsche Zeitung, WELT, ZEIT?

Morgen wird vor dem UK Supreme Court der bedeutende Fall „UK Supreme Court: The Definition of Sex in the Equality Act“ entschieden. Es geht um die zentrale Frage, ob „Geschlecht“ im britischen Equality Act biologisch oder unter Einbeziehung eines Gender Recognition Certificate definiert wird. Der Fall zeigt Parallelen zur Debatte um das Selbstbestimmungsgesetz in Deutschland. Wir wundern uns, dass die UK-Auslandskorrespondenten der deutschen Medien über diese wichtige Entscheidung nicht berichten. Unser offener Brief richtet sich an die UK-Auslandskorrespondenten von ARD, ZDF, FAZ, Spiegel, Süddeutscher Zeitung, WELT und ZEIT.


Sehr geehrte Damen und Herren,


die Dialogplattform „Was ist eine Frau?“ wendet sich an Sie, um eine Frage zu stellen, die uns und viele unserer Unterstützerinnen und Unterstützer beschäftigt: Warum findet ein rechtlich und gesellschaftlich bedeutsamer Fall wie „UK Supreme Court1: The Definition of Sex in the Equality Act“, der von For Women Scotland2 vorangetrieben wird, in der deutschen Berichterstattung kaum Beachtung?

Dieser Fall, dessen Urteil am 16. April 2025 verkündet wird, behandelt die zentrale Frage, ob „Geschlecht“ im britischen Equality Act 2010 biologisch oder unter Einbeziehung eines Gender Recognition Certificate (GRC) definiert wird. Das GRC, das Personen erlaubt, ihr rechtliches Geschlecht zu ändern, ähnelt dem deutschen Transsexuellengesetz (bis 2024) und dem aktuellen Selbstbestimmungsgesetz, das die Änderung des Geschlechtseintrags vereinfacht.

Angesichts dieser Parallelen und der intensiven Debatte im Vereinigten Königreich – verstärkt durch eine 70.000-Pfund-Spende von J.K. Rowling (The Times, 17. 2.)3, wundert es uns, dass der Fall in Deutschland, wo ähnliche gesetzliche und gesellschaftliche Fragen diskutiert werden, kaum mediales Echo findet.

Unsere Plattform setzt sich für einen offenen und faktenbasierten Dialog über die Definition von Geschlecht und die damit verbundenen Rechte ein. Der vorliegende Fall wirft die Frage auf, ob eine gesetzliche Definition von „Frau“, Männer mit einem GRC einschließt und damit die Rechte von Frauen untergräbt. Diese Diskussion ist nicht nur für das Vereinigte Königreich relevant, sondern auch für Deutschland, wo das Selbstbestimmungsgesetz vergleichbare Debatten über die Rechte von Frauen auslöst.

Die mangelnde Berichterstattung in deutschen Medien wirft für uns Fragen auf:

  • Liegt es an redaktionellen Prioritäten, die den Fokus auf Themen wie Politik oder Wirtschaft legen?
  • Wird der Fall als zu spezifisch für das britische Rechtssystem wahrgenommen?
  • Oder gibt es andere Gründe, etwa die Sensibilität der Debatte, die eine Zurückhaltung erklären könnten?

Wir möchten Sie einladen, uns Ihre Perspektive mitzuteilen. Warum hat dieser Fall, trotz seiner Prominenz und der Beteiligung einer international bekannten Persönlichkeit wie J.K. Rowling, in Ihren Berichten bisher wenig Raum gefunden? Gibt es Pläne, ihn nach der Urteilsverkündung am 16. April 2025 aufzunehmen?

Unsere Plattform steht für einen respektvollen Austausch und würde sich freuen, Ihre Einschätzung zu hören, um besser zu verstehen, wie solche Themen in die deutsche Berichterstattung einfließen – oder warum sie es nicht tun. Wir danken Ihnen für Ihre Arbeit und die oft herausfordernde Aufgabe, komplexe Themen aus dem Vereinigten Königreich für ein deutsches Publikum aufzubereiten.

Sollten Sie Interesse an einem Gespräch mit unserer Plattform haben, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Sie erreichen uns unter kontakt@was-ist-eine-frau.de.


Mit freundlichen Grüßen,
Die Dialogplattform „Was ist eine Frau?“


  1. https://www.supremecourt.uk/cases/uksc-2024-0042 ↩︎
  2. https://forwomen.scot/10/04/2025/judgment-due-in-fws-v-scottish-ministers/ ↩︎
  3. https://www.thetimes.com/uk/scotland/article/jk-rowling-donates-70k-for-legal-challenge-on-defining-a
    -woman-73tkvwq0b
    ↩︎

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3 comments on “UK Supreme Court entscheidet über Geschlecht in der britischen Gesetzgebung”

  1. Ich bin Abonnentin der SZ und der FAZ und möchte wirklich sehr gern Ihre Perspektive zu diesem Thema erfahren, das mich viel direkter betrifft als z.B. die xte Beschwerde der SPD-Basis zu irgendeiner Äußerung von F. Merz, wie sie in Ihren Medien immer wieder Beachtung finden.

  2. Das Problem ist m. E. die Auffassung in den Redaktionen, dass dies ein Nischenthema sei, das doch nur 0,3 Prozent der Bevölkerung betreffe, und die breite Leserschaft könne sich eher abgestoßen oder irritiert fühlen, wenn man diesem Thema Raum gibt. Das ist schon deshalb falsch, weil die Hälfte der Leserschaft, nämlich Frauen, von den Auswirkungen von Selbstbestimmungsgesetzen unmittelbar und empfindlich betroffen sind. Und auch die männliche Leserschaft wird Effekte wie ein bussgeldbewehrtes Offenbarungsverbot, Gefährdung von Kindern und Jugendlichen, Auslöschung des Frauensports u.v.a.m. nicht unbedingt gutheißen. Um zu dieser Einschätzung zu gelangen, müssten aber Redakteure sich zumindest soweit mit der Materie beschäftigen, dass sie diese weitreichenden Implikationen erkennen. Das sehe ich als nicht gegeben an. Ich weiß von einem Chefredakteur, der in den Konferenzen großen Wert darauf legt, diese Themen wenn, dann immer "in Zusammenarbeit mit den Verbänden" zu bearbeiten. Er glaubt, sich durch diese Abstimmung mit den Interessenvertretungen, wie dgti oder Bundesverband trans, maximal politisch korrekt und sensibel gegenüber Minderheiten zu verhalten. Das entspricht seinem linksliberalen Selbstverständnis. Ihm fehlen das Sensorium und die Kenntnis der Debatten, die ihn befähigen könnten, die unheilvolle Rolle zu erkennen, die solche Verbände bei diesem konkreten Thema spielen und warum.
    Ich bitte alle Journalistinnen und Journalisten: Sprechen Sie mit genderkritischen Frauen! Lassen Sie deren Argumente in den Diskurs einfliessen, bieten Sie Ihren Lesern diesen Service! Denn nur so kann die Meinungsbildung in der Demokratie funktionieren. Herzlichen Dank!

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